Traumata – lebendige Erinnerung
Als psychisches, seelisches oder mentales Trauma wird in der Psychologie eine seelische Verletzung oder Wunde bezeichnet. Der Begriff wird nicht einheitlich verwendet und kann sowohl das auslösende Ereignis selbst, aber auch die Symptome sowie das hervorgerufene, manchmal ein Leben lang andauernde, innere Leiden eines Menschen bezeichnen. Oder wie ich es in Anlehnung an Peter Levine sage: Trauma ist nichts anderes als Spannung, die nicht abgebaut werden kann. Es handelt sich um einen nicht zeitgemäß beendeten Prozess im Hirnstamm. Und hier kommt der für meine Arbeit wichtige Bezug zu den Reflexen bzw. zur notwendigen Reflexintegration. Denn der neurologische Ursprung der Reflexe liegt im Hirnstamm. Es gibt Methoden, die nicht zeitgemäß stattgefundene und beendete Prozesse nachträglich stattfinden lassen und so Traumata auflösen können.
Die somatische Traumatologie ermöglicht ein neues Verständnis von Trauma. Sie berücksichtigt die kritische Interaktion und die wechselseitige Abhängigkeit von autonomen Körperantworten und neurologischen Prozessen. Denn: Jedes Trauma, ob körperlicher, kognitiver, emotionaler und/oder zwischenmenschlicher Natur, findet seinen Niederschlag in körperlichen Prozessen und wird durch diese aufrecht erhalten.
Wichtig dabei: Um an einem Trauma zu leiden, muss der Betroffene es gar nicht selbst erlebt haben. Bestimmte Erfahrungen können so prägend sein, dass sie sich dauerhaft in unserem Erbgut festsetzen und so an die folgende Generation weitergegeben werden. Epigenetik bezeichnet den Vorgang, wenn eine erworbene Eigenschaft bei Mutter und/oder Vater beim gemeinsamen Nachwuchs zu einer angeborenen Eigenschaft wird. Wichtig zu unterscheiden sind bei „vererbten Traumata“ zwei Situationen: Zum einen kann ein ungeborenes Kind den Stresshormonen seiner schwangeren Mutter, z. B. während der Geburt, direkt ausgesetzt sein und dadurch ein Trauma erfahren. Wenn ein Kind allerdings die gleichen stressbedingten epigenetischen Muster aufweist wie seine Eltern, obwohl es erst gezeugt wurde, nachdem die Eltern das Trauma selbst erlebt hatten, spricht man von epigenetischer Vererbung.
Eine posttraumatische Belastungsstörung, kurz PTBS genannt, ist eine Langzeitfolge eines Traumas: Die Psyche reagiert mit einer gewissen Verzögerung auf eine belastende Situation, etwa Kriegs- oder Katastrophenerlebnisse. Oft genügt schon ein Duft, eine Farbe oder eine bestimmte Situation – und die Betroffenen erleben ihre persönlichen Schreckensmomente erneut. Eine nicht behandelte PTBS führt früher oder später zu Problemen im Privatleben ebenso wie im Berufsleben. Oft wissen die Betroffenen gar nicht, warum sie sich so schlecht konzentrieren können, keine Entscheidungen treffen wollen und nichts zu Ende bringen.
„TRE®“ heißt eine erfolgreiche Kurztherapie von David Berceli – TRE®-Tension & Trauma Releasing Exercises. Diese wird bei aus Kriegseinsätzen zurückkehrenden Soldaten direkt auf dem Rollfeld angewandt und lässt die zu erwartende Traumaquote um mehr als 80 Prozent zurückgehen. Die von Berceli entwickelte TRE®-Übungsserie zielt auf die dem Organismus innewohnenden Lösungsmöglichkeiten muskulärer und geweblicher Verspannungen ab, die in Stress und jeglicher Form von Trauma eine zentrale Rolle spielen.
In meinem Kurs „Kraftvoll! Reflexe prägen das Leben“ zeige ich Übungen, die nicht zeitgemäß abgelaufene und beendete Prozesse nachträglich stattfinden lassen und dadurch Traumata auflösen können.
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