Asymmetrischer Tonischer Nackenreflex (ATNR)
Der Reflex beim Säugling wird durch Kopfdrehung und Kopfbewegung zur Seite aktiviert. Dadurch werden die Gliedmaßen auf derselben Seite, zu der der Kopf gedreht ist, gestreckt. Die Gliedmaßen der anderen Seite werden gebeugt.
Erläuterungen Asymmetrischer Tonischer Nackenreflex (ATNR):
Der Reflex unterstützt die einseitigen homolateralen Bewegungen und die Entwicklung mehrerer kognitiver Systeme, wie z. B. die auditive und die visuelle Wahrnehmung, die Raumorientierung und das Wahrnehmungsgedächtnis. Er ist besonders verantwortlich für die linke Hemisphäre und für das Sprech- und Sprachzentrum. Er hilft bei der Entwicklung des STNR und ist z. B. schon während der Schwangerschaft als Trampelbewegung spürbar. Während der Geburt unterstützen die ATNR-Bewegungen die Wehenkontraktionen. Die Geburt wird ausgelöst durch das Kind und ist immer eine Zusammenarbeit von Mutter und Kind! Der ATNR ist der Gegenspieler des Perez-Reflexes und verschafft dem Kind eine Verschnaufpause unter der Geburt.
Integriert der ATNR nicht vollständig, kommen bei Auslösung durch die Kopfdrehung sämtliche Streckmuskeln vom Kopf bis zu den Füßen auf der Gesichtsseite in einen Hypertonus. Und zwar von der Kopfhaut, über Gesichtsmuskeln, Zunge, Schultern, den Körper runter bis zum Fuß. Auf der Hinterkopfseite sind die Beugemuskeln von oben bis unten in einem Hypotonus. Das ist sehr anstrengend, denn es kann das Gefühl für eine Mitte nicht erfahren werden.
Bei nicht voll integriertem Reflex können folgende Auffälligkeiten auftreten:
- Die auditive und die visuelle Wahrnehmung sind beeinträchtigt.
- Die Orientierung im Raum ist eingegrenzt.
- Schwierigkeiten beim Wechsel von fokussiertem zu peripherem Sehen oder Hören können auftreten.
- Gedächtnis- und Merkfähigkeitsstörungen sind beobachtbar.
- Homolaterale Bewegungsmuster herrschen vor.
- Die horizontale Körpermittellinie kann nicht gekreuzt werden.
- Das Drehen des Kopfes löst Mitbewegungen der Extremitäten aus.
- Gleichgewichtsprobleme können auftreten.
- Schwierigkeiten in der Rechtschreibung, Grammatik und beim Rechnen sind ebenso zu erwarten wie Schwierigkeiten bei der schriftlichen Formulierung eigener Gedanken.
- Beim Lesen wird der Kopf mitbewegt, Buchstaben und Wörter werden ausgelassen.
- Die Eigendynamik des Körpers verursacht viel emotionalen Stress und eine niedrige Frustrationstoleranz.
- ADS und ADHS können sich in der Folge entwickeln.
Entstehung: 13. Woche intrauterin
Dauer: 4. – 6. Lebensmonat
Integration: 6. – 7. Lebensmonat
Beschreibungen von immer wieder auftauchenden Vorkommnissen:
In der Schule
Der ATNR wird auch häufig als Fechterstellung bezeichnet. Ist er nach dem ersten Lebensjahr noch aktiv, so ist es dieser Reflex, der in der schulischen Laufbahn und im sozialen Miteinander sehr auffällig wird.
Das Blatt wird beim Schreiben zur Seite gedreht, wieweit, das hängt vom Grad der Integration dieses Reflexes ab. Je mehr das Blatt gedreht wird – manchmal liegt es sogar auf dem Kopf – umso weniger ist dieser Reflex integriert.
Folgen auch bei Erwachsenen
Die tonischen Muster, die sich dann zeigen, sind folgende: Auf der Seite, auf der Arm und Bein gebeugt werden, ist die Spannung im Körper viel höher, als auf der anderen Körperseite. Dies führt dann dazu, dass das Bein später beim Stehen nach außen weggedreht wird, die Körperseite kippt ein wenig zur Seite. Die vollständige Aufrichtung fällt auch dem Erwachsenen schwer.
Beobachtungen im Miteinander
Im Sozialen passiert es auf dem Schulhof, dass ein Kind sich mit Schwung umdreht und seinem Nebenmann mit der Hand berührt. Dies kann dazu führen, dass sich das Kind angegriffen fühlt, und das „schlagende“ Kind übel beschimpft wird. Eine Aufsichtsperson sieht das und sagt zu ihm, „ich habe genau gesehen, wie du deinen Freund geschlagen hast“ und sanktioniert es.
Nur das Kind weiß gar nicht, dass es den Freund berührt hat, weil durch die Drehung des Kopfes automatisch der Arm mitgeführt wurde und es so zu einer Kollision kam.
Was hilft beim Asymmetrischen Tonischen Nackenreflex?
Auch hier helfen die BalanceHIRO® Übungen, diesen Reflex nachträglich zur Integration zu bringen. Denn alle Übungen, die in diesem Programm enthalten sind, tragen zur Normalisierung des Muskeltonus mit bei, denn bei Nichtintegration von frühkindlichen Reflexen ist dieser entweder zu verspannt oder zu schlaff.
Damit braucht man keine speziellen Übungen zu jedem Reflex zu machen, sondern es reicht, wenn eine oder zwei Übungen regelmäßig ausgeführt werden. Und damit werden die Aufmerksamkeitsprobleme, die Wutausbrüche, das Träumerische langsam weniger, das Kind kommt im wahrsten Sinne zu sich.
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