Tonischer Labyrinth-Reflex (TLR)

Der Reflex wird aktiviert bei Veränderung der Kopfposition im Verhältnis zur Körpermittellinie. Die Kopfbeugung nach vorn löst den TLR vorwärts aus, die Überstreckung in Rückenlage nach hinten den TLR rückwärts.

Erläuterungen Tonischer Labyrinth-Reflex (TLR)

Der Reflex tritt in zwei Positionen auf:

Beim auf dem Bauch liegenden Kind sind Nacken, Beine und Arme gebeugt.
Er ist bereits intrauterin aktiv.
Beim auf dem Rücken liegenden Kind sind die Streckmuskeln tätig. Beine und Arme sind gestreckt. Die Bewegung wird während der Geburt ausgelöst. Der Muskeltonus wird trainiert. Die Zusammenarbeit zwischen Beuger und Strecker wird geübt.

Der Reflex bereitet das Baby auf die Bewegung des Rollens und später auf das Krabbeln auf allen Vieren, auf das Stehen und Gehen vor, das heißt, der richtige Umgang mit der Schwerkraft wird angeregt. Bei nicht erfolgter Integration des Reflexes wird sich der Körper nie automatisch entspannen können. Die Kopfstellreflexe haben nicht die Chance, sich angemessen zu entwickeln. Sie sollen aber unser ganzes Leben lang Veränderungen der Kopf- und Körperhaltung im Raum kontrollieren und die notwendigen anpassenden Reaktionen in die Wege leiten. Ist der TLR nicht vollständig integriert, werden diese hochspezialisierten Kontrollsysteme nie ihre volle Wirksamkeit erreichen. Das grundlegende Gleichgewichtsgefühl des Kindes wird beeinträchtigt und sein visuelles Feld instabil sein.

Zudem kommt es bei einer Nackenstreckung zur Überspannung aller Streckmuskeln, bei einer Nackenbeugung zur Überspannung aller Beugemuskeln.

Bei nicht voll integriertem Reflex können folgende Auffälligkeiten auftreten:

  • Haltungsschäden
  • Muskelverspannungen
  • Dysfunktionen des vestibulären Systems
  • Gleichgewichtsstörungen
  • Mangel an Bewegungskoordination
  • Schwierigkeiten mit Zeit- und Raumwahrnehmung
  • Unverständnis für Ursache und Wirkung
  • Probleme in der sensorischen Integration
  • Mangel an Aufmerksamkeit
  • Verlangsamte Reaktion / langsames Arbeiten
  • Selbstkontrolle schriftlicher Arbeiten ist mangelhaft
  • Buchstaben werden verdreht
  • Abschreiben von der Tafel ist anstrengend
  • Schlechtes Kurzzeitgedächtnis
  • Probleme mit der Figur-Grund-Unterscheidung
  • Hörverarbeitung eingeschränkt

Symptome des TLR vorwärts:

  • Reisekrankheit
  • Eingeschränktes Zeitgefühl
  • Eingeschränkte Organisationsfähigkeit
  • Schlaffer Muskeltonus
  • Schlechte Haltung

Symptome des TLR rückwärts:

  • Zehenspitzengang
  • Straffer Muskeltonus
  • Auffällige Halte- und Stellreaktionen
  • Räumliche Wahrnehmungsprobleme
  • Verhinderung von Überkreuzbewegungen

Entstehung: 12. Woche intrauterin bis Geburt
Dauer: Aktiv vom 2. Lebensmonat bis 4. Monat
Integration: In Beugung 3. – 4. Monat
In Streckung 2. – 4. Monat

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